Sonntag, Dezember 24, 2006

Frohe Weihnachten!


Merry Christmas!
Joyeux Noël!
Веселого Рождества!
Weso
łych Świąt!
メリークリスマス.

Dienstag, Dezember 19, 2006

Weihnachtsrätsel

Welches dieser Bilder wurde NICHT in Japan aufgenommen?

Nummer 1?


Nummer 2?


Nummer 3?


Nummer 4?


Oder Nummer 5?

Sonntag, Dezember 17, 2006

Ein letztes Andenken

Ich gestehe es, in der letzten Zeit bin ich vor lauter Nichtstun nicht so recht zum Bloggen gekommen. Dabei hatte ich doch noch einen Nachtrag zum letzten Besuch in Kyōto versprochen. :-( Jetzt aber!

Bei Julia hatte ich zum ersten Mal ein Tempelbuch (ich habe keine Ahnung, wie das Ding auf Japanisch heißt) gesehen, und als ich dann im ersten Tempel diese Bücher zum Verkauf ausgestellt vorfand, habe ich dann doch spontan zugegriffen. Das Buch läßt sich aufklappen wie ein Leporello, und die Seiten sind alle noch leer. In jedem Tempel kann man sich gegen einen kleinen Obolus den Namen des Tempels, das Datum des Besuchs und noch einen kleinen Spruch (?) in schöner Kalligraphie hineinschreiben, nein!, -malen lassen.


In Tempel Nummer 4 (dessen Namen ich vergessen habe) war dafür ein freundlicher Mönch zuständig, den ich darum auch fragte, ob ich ihn fotografieren dürfe. Und dann sah ich weiter fasziniert zu, wie er mit dem Pinsel die Schriftzeichen liebevoll aufs Papier malte und anschließend diverse rote Stempel auf die Seite drückte.

Nach getaner Arbeit klappte er das Buch vorsichtig wieder zusammen und bemerkte den schmalen hellen Streifen auf der Vorderseite. Da gehört der Name drauf. "Soll ich Ihren Namen da hinschreiben?" Klar!

Ich muß gestehen, da habe ich dann ein bißchen gepennt. Denn ich war davon ausgegangen, daß er mir meinen Namen in Katakana hinschreibt. Er wählte aber Kanji aus. Und auch wenn ich von seinen Erklärungen doch nicht allzu viel verstanden habe, war mir doch eines klar: der gute Mann hatte etwas falsch verstanden und meinem Namen noch einen Buchstaben angefügt.


Die beiden unteren Zeichen sollen für meinen Namen stehen. Das untere Kanji kenne ich sogar, es steht für "Himmel". Und eine Lesung lautet: "ten". Da steht jetzt also "Uten" als mein Name. Wie gesagt, ich habe etwas gepennt. Hätte ich besser "Uta" statt "Ute" gesagt. "Uta" heißt nämlich "Lied" und hat ein eigenes Kanji. Meine Freunde in Rußland und Weißrußland nennen mich schließlich auch "Uta". Na ja. Kollege Hans hat mir später die Bedeutung der beiden Kanji erklärt. Sie lassen sich u.a. mit "Großer Himmel", "von himmlischer Großmütigkeit" oder auch "Haus im Himmel" übersetzen. Gefällt mir. Da hat sich der Mönch schöne Kanji ausgesucht.

Die Tinte mußte noch trocknen, und so setzte ich mich für eine Weile auf die nächste Aussichtsterasse und sah mir den Garten an. Da kam plötzlich eine Frau herbeigeeilt, die in dem kleinen Zimmerchen gesessen hatte, wo der Mönch gearbeitet hatte. Sie gab mir einen kleinen Kalender mit zwölf Bildern des Tempels. Ein Geschenk! Warum? Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil ich eine seltene ausländische Besucherin war, dazu noch mit Japanischkenntnissen? Jedenfalls hat es mich sehr gefreut, und der Kalender hat jetzt einen Ehrenplatz in meinem Zimmer.

Freitag, Dezember 08, 2006

Reise nach Bad Oeynhausen

Aktuelle Zeit: Donnerstag, 7.12.2006, 19:03

Dienstag, 5:15 Ortszeit in Ōsaka: nach einer durchwachten Nacht verlasse ich auf Zehenspitzen die Wohnung, um niemanden zu wecken - von den Mitbewohnerinnen hatte ich mich schon am Abend vorher verabschiedet - und ziehe mit dem Handgepäck Richtung Bahnhof. Das Handgepäck bestand aus dem kleinen Trolley, zu dem wiederum eine passende Laptoptasche gehört, der großen Handtasche, der kleinen Handtasche, dem großen Schirm und der Plastiktüte mit einem wunderbar weichen Kissen (Abschiedsgeschenk von George).

Am Bahnhof habe ich die große Reisetasche aus dem Schließfach gewuchtet und den Aufzug gesucht (der in der Ecke hinter den Schließfächern gut versteckt ist, aber ich bin natürlich mit meinen ganzen Taschen in die falsche Richtung gelatscht ...). Auf dem Bahnsteig hieß es dann erst einmal: warten. Prompt wurde ich noch einmal von einer Japanerin angequatscht. Woher, wohin, und was machen Sie in Japan. Eigentlich war ich viel zu müde, um mich in irgendeiner Sprache zu unterhalten, habe es aber doch einigermaßen hinbekommen.

Vom Flughafenexpreß aus konnte ich den Sonnenaufgang über Ōsaka beobachten - wenn ich nicht gerade gegen die Müdigkeit ankämpfte. Um Viertel nach sieben war ich am Flughafen, habe mir einen Gepäckwagen besorgt, damit ich nicht länger je eine Tasche an jedem Arm hinter mir herziehen mußte, und habe den Schalter von Korean Air aufgesucht. Das Einchecken ging erfreulich schnell, und obwohl die Tasche garantiert schwerer als 20 kg war, mußte ich NIX dazu bezahlen.

Das Flugzeug von
Ōsaka nach Seoul hob pünktlich ab. Von diesem Flug habe ich das meiste verschlafen. Ich hatte meinen Platz eingenommen, das Kissen rausgeholt und es mir bequem gemacht. Ich schlief praktisch schon, bevor das Flugzeug in der Luft war. Der Duft nach frischem Kaffee weckte mich dann pünktlich zum Frühstück (Sashimi) wieder auf, aber sobald die Stewardess das Tablett wieder eingesammelt hatte, lehnte ich mich wieder an die Flugzeugwand (schön, wenn man einen Fensterplatz hat!) und schlief weiter. Das nächste Mal wurde ich wach, weil das Flugzeug so ruckelte. Oh, dachte ich, sind wir etwa in Turbulenzen geraten? Nein, das Flugzeug war soeben gelandet. Den Sinkflug hatte ich total verpennt.

In Seoul hatte ich etwa anderthalb Stunden Aufenthalt. Sobald ich durch die zweite Sicherheitskontrolle durch war, machte ich mich auf die Suche nach einem Telefon. Mein Vater hatte darauf bestanden, daß ich von Seoul aus anrufe, um Bescheid zu sagen, ob ich auch nicht den Anschlußflieger verpaßt hatte. Das habe ich dann auch gemacht. In Deutschland war es halb vier Uhr. Morgens. Na ja, wer die Mailboxfunktion seines Handys ausschaltet, darf sich dann auch nicht wundern, wenn er um die Zeit aus dem Schlaf gerissen wird. ;-)

Das Flugzeug nach Frankfurt flog mit einer halben Stunde Verspätung ab. Der Flug dauerte elf Stunden, von denen ich wieder eine ganze Weile geschlafen habe, wenn auch nicht so viel wie erhofft. Das koreanische Mittagessen fand ich nicht so prickelnd, beim Abendessen habe ich mich daher für die westliche Variante entschieden. Wesentlich besser. Zwischendurch habe ich ab und an aus dem Fenster gesehen, einen Film gesehen und versucht, noch etwas zu schlafen.

Um 17:40 Ortszeit in Frankfurt angekommen, sah ich so ziemlich als erstes am unteren Ende einer extrem schmalen Rolltreppe, vor der sich entsprechend alles staute, das Begrüßungsschild "Willkommen auf dem rauchfreien Flughafen Frankfurt", das irgendein Witzbold mit schwarzem Edding in "Willkommen auf dem bauchfreien Flughafen Frankfurt" verwandelt hatte. Wäre weniger Gedränge gewesen, hätte ich davon noch schnell ein Foto gemacht.

Die meisten Passagiere in dem Flieger waren Koreaner oder Japaner, die sich alle am Einreiseschalter für Nicht-EU-Bürger stauten. Da war ich viel schneller fertig. Aber am Gepäckband war die Gleichheit wieder aufgehoben. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis meine große Reisetasche endlich auftauchte.

Dann kam der Zoll. Lange Schlangen, aber die Beamten winkten die meisten einfach durch und machten nur vereinzelte Stichproben. Ratet mal, wer aufgehalten wurde ... Das muß daran gelegen haben, daß ich um ein Haar
mit dem schweren Gepäckwagen dem Zollbeamten über den Fuß gefahren wäre.

"So, was haben Sie denn da alles drin?" "Öhm, ja, also, ich war über ein Jahr in Japan, komme jetzt zurück, und da sind meine Kleidung, Schuhe und so drin. Mein Schmuck auch." (Um Gotteswillen, das hörte sich ja fast so an, als hätte ich meine Kronjuwelen dabei gehabt!) "Ah, Sie haben da auch Schmuck gekauft? Wie teuer war denn der?" "Jedes Teil hat nur 500 Yen gekostet, das sind vielleicht drei Euro oder so." (Wahrscheinlich eher weniger, der Yen ist gerade ziemlich im Keller. :-( ) "Alkohol, Tabakwaren?" "Nein." "Haben Sie auch Weihnachtsgeschenke gekauft?" "Ja, aber die habe ich alle schon mit der Post abgeschickt." "Glück gehabt. Dann auf Wiedersehen." "Auf Wiedersehen. Und frohe Weihnachten." (Das konnte ich mir doch nicht mehr verkneifen.)

Dann ging es durch den Ausgang, wo ich prompt fotografiert wurde:


Ja, ich war sehr müde. Das ist in der Vergrößerung auch gut zu sehen.

Mit meinen Eltern habe ich mich als erstes auf einen Kaffee hingesetzt. Den brauchte ich auch ganz dringend. Aber dann ging es bald zum Auto und ab nach Hause. Ungefähr drei Stunden dauerte die Fahrt. Kurz nach zehn Uhr waren wir dann zu Hause, wo meine Oma und mein kleiner Bruder schon warteten.

Vor Jahren, als mein kleiner Bruder noch sehr hoch zu seiner großen Schwester aufblicken mußte, habe ich ihm versprochen, daß ich eines Tages den Kopf in den Nacken würde legen müssen, um ihm in die Augen zu sehen. Jetzt ist es so weit.

Gestern habe ich bis mittags geschlafen und war am Nachmittag schon wieder müde. Heute bin ich dagegen schon um kurz nach sechs Uhr morgens aufgewacht. Und war wenig später wieder ein bißchen müde. Merkwürdig, als ich letztes Jahr in Ōsaka angekommen war, hatte ich keinen so starken Jetlag.

Und was habe ich in den zwei Tagen gemacht? Nicht sehr viel. Omas gute Erbsensuppe gegessen (was hatte ich die vermißt!!). Mit meiner Mutter zum Einkaufen im Werrepark gewesen. Mich im Rathaus wieder angemeldet. Mit dem Auspacken angefangen. Und heute nachmittag Pfefferkuchenteig angerührt. Irgendwer muß sich ja um die Weihnachtsbäckerei kümmern. ;-)

Dienstag, Dezember 05, 2006

Der Futon

Ich wollte schon immer mal meinen Futon "vorstellen", und wenn nicht jetzt, wann dann? Seit gut 13 Monaten habe ich fast jede Nacht darauf geschlafen, tagsüber diente er als bequemes riesiges Sitzkissen und Sofaersatz. Hat mir gut gefallen.

Weil so ein Futon direkt auf dem Boden liegt, muß er regelmäßig gelüftet und ausgeklopft werden, um Ungezieferbefall vorzubeugen. Dazu gibt es auf dem Balkon die Teppichstangen.


Vorne links ist die Decke, dahinter hängt der dicke Unterfuton über den Stangen. Im Hintergrund ist die Schaumstoffmatratze aufgestellt.


Mit dem Futonklopfer werden die einzelnen Teile dann mehr oder weniger gründlich ausgeklopft. Eher weniger, denn wenn man auf dem engen Balkon nicht richtig ausholen kann, dann macht das einfach keinen Spaß. Danach wird alles wieder zurück ins Zimmer geholt.


Zuerst die Schaumstoffmatratze. Sehr dünn und etwas zu weich für meinen Geschmack.


Darauf legt man den Unterfuton. Der ist relativ fest, aber immer noch weich. In der Kombination sind beide Teile sehr bequem.


Schließlich kommen noch das Kopfkissen und die Decke oben drauf. Fertig. Die Decke ist sehr breit und lang. Man kann sich in kalten Winternächten wunderbar darin einwickeln. Tagsüber läßt sie sich noch weiter zusammenfalten und bildet so eine hervorragende Rückenlehne, wenn man mal eine DVD auf dem Notebook sehen möchte.

Eigentlich wird so ein Futon nach dem Lüften im Wandschrank (dazu gibt es im darin einen kleinen hölzernen Lattenrost, damit auch von unten Luft daran kommt) verstaut, um Platz im Zimmer zu schaffen, aber ich habe ihn einfach als Sofa benutzt.

Die letzten Stunden

Der große Koffer ist gepackt und der kleine im Prinzip auch, das Zimmer geputzt (ein Vorgang, der nach einer entspannten Stunde zur allgemeinen Zufriedenheit erledigt war - so eine Mönchszelle hat doch auch ihr Gutes *g*) - jetzt muß es nur noch halb fünf werden, und dann mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof.

Heute habe ich alles ganz langsam und gemütlich angehen lassen. Morgens ausgeschlafen, um für die kurze Nacht und den langen Flug fit zu sein, in Ruhe gefrühstückt, mit den Mitbewohnerinnen gequatscht, die Japanischbücher zur Post getragen, am Bahnhof das Ticket für den Flughafenexpress gekauft, wieder nach Haue gegangen, die letzten paar Sachen in die große Tasche gepackt, und dann das Zimmer geputzt. Soll heißen: den Futon zum Lüften rausgetragen, die Lampe abgestaubt (*hust hust*), die Plasikkommode innen und außen feucht abgewischt, den Kleiderständer ebenfalls abgewischt, die Tatamimatten gesaugt, den großen Wandschrank gesaugt, Futon wieder reingeholt, fertig.

Gegen fünf bin ich mit der großen Tasche (gefühltes Gewicht: eine Tonne - die 20 kg erlaubtes Gewicht dürfte ich locker überschritten haben) zum Bahnhof marschiert, um sie dort über Nacht im Schließfach zu deponieren. Das hatte ich mir schon vor einiger Zeit überlegt. Ich habe eine große und eine kleine Reisetasche, dazu kommen noch Handtasche, große Handtasche und Notebooktasche. Sowohl die kleine als auch die große Reisetasche haben Rollen. Sehr praktisch, aber nicht, wenn man beide zusammen bewegen muß. Außerdem muß ich durch den U-Bahn-Eingang zum Bahnhof, und da gibt es keinen Fahrstuhl. Also müßte ich die eine Tasche oben an der Straße stehen lassen, während ich die andere nach unten schleppe. Das ist mir selbst morgens um halb sechs in Japan entschieden zu riskant, also kam ich auf die Idee mit dem Schließfach.

War gar nicht so einfach, ein freies Schließfach in der gewünschten Größe zu finden. An der ersten Schließfachwand war nur noch ein passendes frei - oben. Da hätte ich die Tasche nie im Leben hineinwuchten können. Und dann hätte ich sie am Morgen auch wieder heile herausbekommen müssen. Glücklicherweise waren um die Ecke noch etwas frei. Ich mußte mir nur noch im Laden 100-Yen-Stücke einwechseln lassen, weil der blöde Automat keine anderen Münzen annimmt.

Nach ca. einer halben Stunde wieder zuhause angekommen, erzählte mir Tara (die neue Mitbewohnerin), daß zwei Typen an der Haustür geklingelt hätten. Die Gebühreneintreiber von NHK, dem staatlichen Fernsehen. GEZ-Typen, sozusagen. Tara hatte ihnen irgendwie verständlich machen können, daß sie kein Japanisch spricht und sie bitte etwas später wiederkommen sollten, weil ich etwas Japanisch spreche. Sie wollten dann dreißig Minuten später noch einmal klingeln. Super. Wo ich mir gerade im Bahnhof überlegt hatte, eine aktuelle müde Phase auszunutzen und mich für ein paar Stunden aufs Ohr zu hauen. Weil ich immer noch im Nova-Rhythmus bin (vor zwei Uhr nachts kann ich sowieso noch nicht einschlafen), hatte ich beschlossen, mich die Nacht über mit meinen DVDs wachzuhalten. Zum Schlafen habe ich im Flieger noch jede Menge Zeit.

Wir warteten also auf die Gebühreneintreiber. Denen hätte ich dann gesagt, daß das hier eine Nova-Wohung ist und sie sich deshalb bitte an Nova wenden möchten. Wie gesagt, hätte. Denn wer auch nach einer Stunde immer noch nicht geklingelt hatte, waren die NHK-Fritzen. Daraufhin habe ich im Korridor und im Wohnzimmer das Licht ausgemacht, bin ich ins Bett gegangen, und Tara hat sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Um halb neun klingelten die Typen dann endlich an der Tür, aber wir waren nicht da. Jetzt muß ich Tara noch den schönen Satz "Dies ist eine Nova-Wohnung, also wenden Sie sich bitte an Nova" auf Japanisch aufschreiben.

Dummerweise war während der elenden Warterei auch meine müde Phase vorbeigegangen, und so habe ich drei Stunden lang wach gelegen. Aber immerhin mit geschlossenen Augen. Danach war ich doch etwas ausgeruht, habe geduscht, die Reisekleidung angezogen, Kaffee gekocht, ein belegtes Brot gemacht, den Futon abgezogen und es mir dann bei belegten Broten und Kaffee mit dem ersten Film gemütlich gemacht.

Um fünf packe ich dann so leise wie möglich den Rest zusammen, und gegen halb sechs verlasse ich das Haus. Den Schlüssel habe ich in einem gefütterten Umschlag schon am Abend auf dem Weg zum Bahnhof in den Briefkasten geworfen. Um 6:17 fährt der Flughafenexpress in Shin Osaka ab und ist um kurz nach sieben am Flughafen. Mein Flug geht um 9:40, daher muß ich um 7:40 da sein. Leider ist es kein Nonstopflug. Ich fliege mit Korean Air und muß mittags in Seoul umsteigen. Aber von da ist es immer noch ein langer Flug nach Frankfurt, und da wird geschlafen. Wenn ich dann immer noch müde bin, kann ich im Auto weiterpennen, denn meine Eltern fahren extra nach Frankfurt, um mich abzuholen. :-))

Sonntag, Dezember 03, 2006

Nihongo nōryoku shiken

Heute war also der große Tag. Der Tag, an dem in Japan und überall sonst der Japanese Language Profiency Test abgelegt wird.

Hier in Japan begann der Test an allen Prüfungsorten um 9:45, während Leute anderswo ausschlafen durften. Ich hatte Glück, daß ich in einem Ballungsraum wohne, wo man die Chance hat, einem von seinem Wohnort nicht allzu weit entfernten Prüfungsort zugeteilt zu werden. Für Ellie und mich war das die Ōsaka Keizai Daigaku (Ōsaka University of Economics), zu der es tatsächlich nicht übermäßig weit ist.

Im Sommer, als ich das Anmeldeformular erwarb (da muß man tatsächlich schon Geld für bezahlen!), war in dem Umschlag auch ein Application Guide enthalten. Mit allerlei nützlichen Hinweisen, wie man das Formular auszufüllen und abzuschicken hat, wie der Test abläuft, wie die Fristen sind, usw. usf. In dem Abschnitt um den Test gibt es eine Menge Dinge, die verboten sind. Selbstverständlichkeiten wie die, daß man bitte kein Handy mitnehmen soll, nicht schummeln darf, daß man einen Bleistift (HB), aber keinen Kugelschreiber oder so benutzen soll, beispielsweise.

Dann gibt es aber noch die allgemeinen Verhaltenshinweise:

Note 2: Directions to the test site will be provided on your test voucher. If additional directions are needed, find out the information on your own or ask an acquaintance for assistance. Do not telephone the venue university for directions.
(...)
Note 4: Do not go to the test site by car. There are no parking spaces for cars or bicycles at the site. Do not park illegally near the site. The site office does not provide information on places to park.
(...)
Note 6: Keep the toilets, rooms, and corridors clean. Do not smoke outside the designated smoking areas.
Note 7: Do not leave any trash at or near the test site. Take back any trash with you.
Note 8: Be considerate of the local residents and keep quiet when traveling to and from the test site.

It has become increasingly difficult to secure test sites as a result of bad manners of examinees who discard the cigarette butts, litter, or park illegally at the test site and its vicinity. Such misbehaviour is subject to penalty.

Zu Nummer 2 ist mir nur der alte Spruch des Mathelehrers eingefallen, "Erster Teil der Aufgabe ist Verstehen der Aufgabe", oder besser gesagt: "Erster Teil des JLPT ist das Finden des Prüfungsortes." Überflüssig zu sagen, daß die kleine Karte auf dem Test Voucher durchaus Optimierungspotential besessen hätte.

Weder Ellie noch ich besitzen ein Auto, das wir frech im Parkverbot hätten abstellen können, und so sind wir mit dem Zug gefahren. Das ist hier sowieso das bequemste Fortbewegungsmittel. Und so trafen wir uns - beide unausgeschlafen - um kurz vor acht in Umeda, um gemeinsam mit der Hankyu Line die fünf Stationen zum Prüfungsort zu fahren.


Um die Uhrzeit war noch nicht viel los. Entsprechend ruhig war es, von einer kleinen Streichermelodie auf dem Bahnsteig abgesehen. Die kam mir bekannt vor, ich spitzte die Ohren, und tatsächlich: die Lautsprecher spielten "Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen". Das ist eines der schönsten deutschen Weihnachtslieder, ich mag es sehr gerne und es klang auch wirklich nicht schlecht. Aber trotzdem möchte ich es nicht auf einem Bahnsteig vorgespielt bekommen, und schon gar nicht auf einem japanischen Bahnsteig! Als nächstes war dann "Rudolf, The Red-Nosed Rendeer" an der Reihe. Das klang schon weniger gut.

Vom dem kleinen Bahnhof waren es laut Karte noch ungefähr 15 Minuten zu Fuß. Kam auch hin. Dennoch hätten ein paar eingezeichnete Landmarken mehr nicht geschadet.

Inzwischen war es kurz nach halb neun (um diese Uhrzeit wurden die Tore geöffnet), und außer uns bewegten sich noch viele andere Leute alleine oder in kleinen Grüppchen in dieselbe Richtung. Einige unterhielten sich (Ellie und ich selbstverständlich auch), aber natürlich nur in normaler Lautstärke. Nicht, daß die armen Anwohner noch gestört werden.


Bald kamen wir an der Universität an, und was mußten wir als erstes sehen? Mehrere Japaner standen mit Lautsprechern bewaffnet auf der Straße und gaben in kurzen Abständen brüllend Richtungsanweisungen für die Prüfungsräume durch. Soviel also zum Thema "Rücksichtnahme auf die Anwohner, die am Sonntagmorgen vielleicht endlich einmal ausschlafen möchten".

Merke: Krach ist in Ordnung, wenn Japaner ihn verursachen. Aber wehe, ein böser Ausländer wagt es, am Sonntagmorgen auf der Straße laut zu lachen! Da kennt man hier keinen Spaß!


Das hier war "meiner". Mein Prüfungsraum war in Gebäudeteil B (auf dem unteren Bild rechts), Ellies in G. Da ihr Test außerdem länger dauerte als meiner, haben wir uns dann an dieser Stelle verabschiedet und uns noch viel Glück und Erfolg für den Test gewünscht.


Das Universitätsgebäude ist ein relativ ansprechender, modern wirkender Bau. Und es war nicht geheizt.

Der Ablauf des Tests (alles Multiple-Choice-Fragen) sah nun folgendermaßen aus:

1. Schreiben/Wortschatz von 9:45 bis 10:25. Den Teil fand ich sehr einfach.

2. Höraufgaben von 11:05 bis 11:50. Muzukashii!* Bei den letzten Aufgaben habe ich gar nichts mehr verstanden und einfach irgendwas angekreuzt.

3. Lesen und Grammatik von 12:50 bis 13:55. Nicht ganz so leicht wie der erste Teil, war aber machbar.

Zum Bestehen des Tests reichen 60% richtige Antworten (die falschen werden nicht gezählt), und die dürfte ich wohl geschafft haben. Aber die Ergebnisse gibt es erst ab Mitte Februar. An dieser Stelle dann ein herzliches Dankeschön an alle, die mir die Daumen gedrückt haben!

Von den Prüfungszeiten entfielen übrigens jeweils 15 Minuten auf Ermahnungen, Belehrungen und das Austeilen der Prüfungsunterlagen. In dem großen Hörsaal, in dem mit mir zusammen noch etwas über hundert weitere Prüflinge über ihren Fragebögen brüteten, waren vier japanische Mitarbeiter zur Aufsicht da. Zwei Männer und zwei Frauen. Der ältere der beiden war der Prüfungsaufseher, der Anfang und Ende der eigentlichen Prüfungszeit bekanntgab und bei Bedarf gelbe Karten an Prüflinge austeilte, die sich in irgendeiner Form daneben benommen hatten. Die rote Karte (wie im Fußball: Platzverweis) brauchte er nicht.

Die anderen drei verteilten die Fragebögen und die Hefte mit den Testaufgaben, kontrollierten die Tische (jeder Prüfling hatte einen festen Platz mit seiner Prüfungsnummer) bzw. was darauf lag und patroullierten während des Tests die Gänge auf und ab. Der Prüfungsaufseher stand die praktisch die ganze Zeit über vorne an seinem Pult und sah vor lauter Wichtigkeit so aus, als hätte er einen Besenstiel verschluckt.

Während des Tests durften sich nur wenige Dinge auf den Tischen befinden: Bleistifte, Radiergummis und der Voucher mit Name und Prüfungsnummer. Von dem Radiergummi mußte ich sogar die kleine Schutzhülle mit dem Shinkansen-Motiv abnehmen und in die Tasche stecken. Das sah mir, ehrlich gesagt, schon ein bißchen nach Paranoia aus. Wenn ich mir da was reingeschrieben hätte, hätte ich eine riesige Lupe gebraucht, um das anschließend noch entziffern zu können. Und das wäre mit Sicherheit aufgefallen. Na ja.

Vor Beginn jeder einzelnen Prüfung sagte eine Stimme vom Band durch, was man alles während des Tests NICHT machen dürfe und welches die Strafen dafür seien. Gelbe Karte oder rote Karte. Der Prüfungsaufseher zog bei dem Sermon die entsprechende Karte aus seiner Tasche und schwenkte sie mit ernster Miene würdevoll hin und her. Schwer, da nicht zu lachen.

Anschließend mußten alle ihre Handys vorzeigen (die eigentlich keiner hätte mitbringen dürfen), und die drei Unteraufseher kontrollierten bei jedem einzelnen, ob es auch wirklich aus war. Bei mir gab es da nichts zu kontrollieren, ich habe mein Handy gestern abgemeldet, die letzte Rechnung bezahlt und das Gerät dann zur ordnungsgemäßen Entsorgung im Laden abgegeben.

Danach durften wir endlich mit dem Test beginnen. Die Zeit war jedesmal gut bemessen. Zwischen jedem Test gab es eine kurze Pause, in der ich mein mitgebrachtes Mittagessen (Onigiri und Orangensaft) verzehrte, um mich für die nächste Aufgabe zu stärken. Den dabei entstandenden Müll habe ich gemäß der Vorschriften nicht in einen der zahlreichen Mülleimer in der Universität geworfen, sondern in der kleinen Plastiktüte vom Kombini aufbewahrt. Und auf dem Rückweg zum Bahnhof einfach in einem Mülleimer an einer Bushaltestelle (an sich schon eine erwähnenswerte Tatsache, denn öffentliche Mülleimer sind in diesem Land eine wahre Rarität!) entsorgt. ;-)
___
* Schwierig!

Samstag, Dezember 02, 2006

Vorbereitungen

Der Abreisetag rückt näher und näher. Die große Reisetasche ist fast gepackt, und so wie es aussieht, muß ich am Montag wohl außer den Japanischlehrbüchern nichts mehr mit der Post schicken. *uff*

Gestern bin ich gleich dreimal zur Post marschiert. Eigentlich hätten zwei Gänge ausreichend sein sollen, aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Beim ersten Mal hatte ich ein kleines Päckchen für Nicky und ein großes Paket mit Büchern für Julia dabei. Das Päckchen war kein Problem, aber für das Paket mußte ich natürlich wieder einen Paketschein ausfüllen. Und da fiel mir ein, daß ich Intelligenzbestie mein Adreßbuch in der Wohnung liegen gelassen hatte! Durfte ich mit dem Paket wieder zurück zur Wohnung latschen ...

Beim zweiten Mal hatte ich außer dem Paket noch ein größeres Päckchen für mich und mehrere Briefumschläge dabei, die noch frankiert werden mußten. Einer davon ist für Accomodation section, den ich am Dienstag in aller Herrgottsfrühe mit dem Wohnungsschlüssel darin in den Briefkasten befördern werde. Der andere enthält einen an meine deutsche Adresse frankierten Rückumschlag, damit ich mein "Japanese Language Proficiency Certificate" auch wirklich bekomme.

Und zu guter Letzt mußte noch ein größeres Paket abgeschickt werden, in den ich am Vorabend allen möglichen Kleinkram, Okonomiyakisauce und meine Winterpullover (die in der Tasche einfach zu viel Platz beansprucht haben) gepackt hatte. Natürlich stand ich dann schwitzend im Postamt und konnte mich beim Ausfüllen des Paketscheins partout nicht mehr daran erinnern, was genau da alles drin war. Weil ich auf die Winterpullis nicht fünf Wochen warten möchte, mußte ich es per EMS (Express Mail Service?) schicken. Teuer, aber bezahlbar.

Am Mittwochabend war ich mit Helen und ihrer Freundin aus Australien zum Karaoke und anschließenden Sayonaradinner verabredet. Vorher wollte ich noch schnell beim Ward Office vorbei, um meine Alien Registration Card abzugeben. Das soll man machen, bevor man das Land verläßt, sagt jedenfalls die Broschüre, die ich bei meiner Anmeldung letztes Jahr erhalten hatte. Ich war etwas spät dran, kam völlig abgehetzt auf dem Amt an - nur um mir von dem Beamten erklären zu lassen, daß ich die Karte hier und jetzt noch nicht abgeben müsse, sondern das auch bei der Ausreise am Flughafen erledigen kann. *ARGH*

Tja, und morgen findet der Japanese Language Proficiency Test statt. Um 9:45 fängt er an. Ellie macht den Test am selben Ort (aber schon Level 2, während ich mich mit dem Anfängerlevel 4 begnüge), und da haben wir uns für acht Uhr in Umeda verabredet, um den Rest des Weges gemeinsam zurückzulegen. Alle Leser sind hiermit zum Daumendrücken aufgefordert.

So, und jetzt werde ich mal noch ein bißchen Japanisch lernen. Da bin ich in der letzten Woche nämlich gar nicht zu gekommen. ;-)

Freitag, Dezember 01, 2006

Jetzt aber: Herbst in Kyōto

Anfang November begann sich das Laub hier in Kansai gerade man rot zu färben, aber jetzt leuchten die Ahorne mit den Ginkgos um die Wette. Die anderen Baumarten geben auch ihr bestes, sind aber irgendwie chancenlos bei all dem Rot und Gelb. Vor allem dem Rot der Ahorne. Da habe ich mich ja letztes Jahr schon drin verliebt, und das war - neben der Extrazeit für Reisen innerhalb Japans - der wichtigste Grund für mich gewesen, ein bißchen länger als ein Jahr in Japan zu bleiben. Der Herbst ist die schönste Jahreszeit hier (nicht so verregnet wie die Kirschblüte), und das wollte ich unbedingt noch einmal sehen. Wer weiß, wann (und ob!) ich das nächste Mal die Gelegenheit dazu habe.

Gestern bin ich also wieder (und zum vorerst letzten Mal) nach Kyōto gefahren, um im Ostteil der Stadt so richtig viele Ahorne im Herbstkleid zu sehen. Das habe ich auch getan und nebenbei in gut fünf Stunden genau sechs Tempel besichtigt. Das dürfte mein persönlicher Rekord sein.

Mit der Keihan Line ging es bis zur vorletzten Station (Marutamachi) und von dort zu Fuß zu zwei benachbarten Tempeln. Elisa hatte letztes Jahr in irgendeinem Tempel in der Gegend wunderschöne Fotos gemacht, auf denen wirklich sehr viel Rot zu sehen gewesen war. Ob ich auch tatsächlich in "dem" Tempel gelandet bin, weiß ich nicht, aber ich habe auch sehr viele Fotos, auf denen sehr viel Rot zu sehen ist. War gar nicht so einfach, da einen repräsentative Auswahl für den Blog zu treffen.

Tempel Nummer 1: Kurodani.


Er hat einen schönen Zen-Garten mit einem größeren Teich, über den sich einige Ahornbäume neigen. Das gibt schöne Spiegeleffekte im Wasser, und dazu kommen noch die zahlreichen abgefallenen kleinen Ahornblätter, die auf dem Wasser treiben - sugoi!


Hier war nicht gerade viel los, aber das schob ich auf den Wochentag. An den Wochenenden gehen wesentlich mehr Menschen auf Herbstlaubschau. Aber schon im nächsten Tempel herrschte Hochbetrieb.


Der Kurodani liegt mitten in einem ruhigen, beschaulichen Wohngebiet mit niedrigen Häuschen und engen Gäßchen. Hier mußte ich entlang, um zu meinem nächsten Ziel zu kommen. Ehrlich gesagt, ich hatte schon so meine Zweifel, ob ich auch wirklich auf dem richtigen Weg war, und daher fragte ich die paar Leute, die ich unterwegs traf. Aber ich hatte mich nicht verlaufen, und nach zehn Minuten verbreiterte sich das Gäßchen plötzlich, und ich war da.

Tempel Nummer 2: Shinnyō-dō.


Der Shinnyō-dō ist von vielen, wirklich vielen Ahornbäumen umgeben. Überall leuchtete es orange bis rot. Viel Laub war schon abgefallen und bildete rote, orangefarbene oder gelbe Teppiche um die Stämme der Bäume herum. Das war soooo schön! Den hier in viel größerer Zahl herumlaufenden Japanern ging es ähnlich. Als ich auf die erste Gruppe Ahornbäume zu ging, folgte mir ein junges Pärchen auf den Fersen. Die junge Frau kriegte sich gar nicht mehr wieder ein: "Eeeeeeh, kirei! Kirei desu nee! Eeeeeeh! Sugoi kirei! Sugoi kirei! Sugoi kirei!"*


Alle waren wie wild am Fotografieren. Ich auch, das gebe ich gerne zu. Jeder Baum war schon allein für sich genommen eine Pracht, aber als Ensemble war der Anblick schlicht überwältigend. Vor allem dann natürlich, wenn man sonst nur die vorherrschenden Farben der japanischen Städte - hellgrau, grau und dunkelgrau - zu sehen bekommt. Ich mußte nur einen Schritt weitergehen, schon änderte sich der Blickwinkel und eröffnete ganz neue Fotomotive. Dann brach auch noch die Sonne durch die Wolken und strahlte die Ahorne an ...

Es lebe die 1-Gigabyte-Speicherkarte! Und der Ersatzakku!


Hier ließ es sich eine ganze Weile aushalten. Das Tempelinnere und den Garten habe ich mir natürlich auch nicht entgehen lassen, aber danach hielt ich mich hier nicht mehr lange auf. Durch eine Allee aus leuchtend roten Ahornen ging es wieder zum Ausgang, und dann wieder weiter nach Osten. Mein nächstes Ziel war der Pfad des Philosophen, der vom Ginkaku-ji bis zum Nanzen-ji an einem kleinen Kanal und weiteren Tempeln entlang führt. Den Ginkaku-ji hatte ich schon mal gesehen, daher ließ ich ihn aus und begab mich daher sofort zum kleineren Hōnen-in.

Tempel Nummer 3.


Nett, und vor allem auch relativ ruhig. Auch hier gab es Herbstlaub zu sehen, wenn auch nicht in solchen Massen wie am Shinnyō-dō. Dafür waren direkt am Eingang zwei kunstvolle Sandgebilde mit Ahornblattdeko aufgeschichtet worden. Davon abgesehen, gab es hier nichts wirklich besonderes zu sehen, und so machte ich mich bald wieder auf den Weg. Aber nur ein paar Schritte, denn der nächste Tempel war nicht weit.

Nummer 4. Anraku-in oder so ähnlich. Peinlich, ich habe den Namen vergessen, und da ich das gesamte Infomaterial heute mittag zur Post geschleppt habe, kann ich ihn auch nicht mehr nachschlagen. Mist!


Jedenfalls war es nicht weit, und übersehen konnte ich den Eingang wegen der zahlreichen Fotografen, die mit schwerem Gerät angerückt waren, auch nicht.


Und wieder leuchtete der Ahorn. Ein wunderschöner Tempel, in dem ich prompt noch ein Geschenk bekommen habe. Ich werde später berichten.


Und weiter ging's den Pfad des Philosphen entlang. Der heißt so, weil ein berühmter japanischer Philosoph mit Namen Nishida Kitarō seinen täglichen Spaziergang an dem kleinen Kanal entlang getätigt hat. Der Pfad ist besonders schön zur Kirschblütenzeit, jetzt war alles schon kahl. Nur vereinzelt sorgten ein paar Ahornbäume für kräftige Farbtupfer.

Fast am Ende des zwei Kilometer langen Pfads befindet sich der Eikan-dō. Tempel Nummer 5.


Er besitzt zahlreiche Kunstschätze - und viele Ahornbäume auf seinem Gelände. Das macht ihn zu einer sehr beliebten Pilgerstätte für Herbstlaubfans. Was wiederum den Tempel dazu veranlaßt, im November einen kräftigen Aufschlag auf den Eintritt zu verlangen. Trotzdem strömten die Massen, und ich mitten drin.


Im Tempelinneren ging es nur langsam vorwärts. In langen Schlangen zogen die Menschen vor den zur Schau gestellten prächtigen Buddhastatuen und kostbaren Wandbemalungen vorbei. Ich gebe zu, daß ich des öfteren den Weg einfach abgekürzt habe. Von buddhistischer Kunst verstehe ich nun mal nichts, und ich war ja hauptsächlich wegen des Herbstlaubs gekommen. Ja, ich bin eine hoffnungslose Ignorantin.


Das Tempelgelände ist riesig. Direkt dahinter erheben sich die Berge von Higashiyama, die den Ostteil der Stadt Kyōto begrenzen. In einer Ecke im hinteren Teil des Tempelgeländes steht eine kleine Pagode, von der aus ich fast ganz Kyōto überblicken konnte. Und natürlich den Rest des Tempelgeländes.

Soll ich oder soll ich nicht? Eine Weile kämpfte ich mit mir, aber dann bin ich doch noch in einen weiteren Tempel gegangen.

Tempel Nummer 6: Nanzen-ji.

Einer der wichtigsten Zen-Tempel Japans, den ich vor fast einem Jahr schon einmal mit Angelica zusammen besichtigt hatte. Weil wir uns damals aber lediglich in den Garten eines Nebentempels (oder was auch immer) gegangen waren, habe ich doch noch einmal mein Portemonnaie gezückt und den Eintrittspreis bezahlt.


Ein weiterer berühmter Zen-Garten. Nicht ganz so berühmt wie der des Ryoan-ji, aber auch wieder sehr stilvoll. Einen kleineren, reinen Felsengarten gab es auch, aber der Zen-Garten auf dem oberen Bild ist die Hauptattraktion des Nanzen-ji. Eine ganze Weile blieb ich sitzen, um den Anblick auf mich wirken zu lassen. Es waren auch kaum andere Besucher da, es war also wirklich entspannend.

Besser gesagt: es hätte wirklich entspannend sein können, wenn nicht irgendjemand auf die "geniale" Idee gekommen wäre, an der Decke der Aussichtsterrasse einen Lautsprecher anzubringen und diesen Lautsprecher in regelmäßigen Abständen irgendwelche Parolen zum angemessenen Verhalten im Tempel oder Buddhalobgesänge oder Bekanntmachungen bezüglich der Tempelschätze (um das zu verstehen, reicht mein Japanisch bei weitem noch nicht aus) quäken zu lassen.


Ich ging dann weiter durch den Tempel, sah den anderen Felsengarten und andere kleine Gärtchen. Im hinteren, großen Garten gab es zum krönenden Abschluß auch noch einmal etwas Rot und Gelb zu sehen.

Ich hätte es durchaus zeitlich noch geschafft, einen siebten Tempel aufzusuchen, aber das Ergebnis wäre wahrscheinlich visuelle Übersättigung gewesen. Müde war ich auch, also machte ich mich auf den Rückweg.

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* "Oh, wie schön! Ist das nicht schön? Oh! Wunderschön! Wunderschön! Wunderschön!"

Synonyme

"Was ist Ihr Hobby?"
"Mein Hobby ist Auslandsgespräche zu studieren."